Tegelberg

Das Gleitschirm-Fluggebiet Tegelberg

Der Tegelberg ist einer der bekanntesten Flugberge in Deutschland: Durch das steil abfallende Gelände (Höhendifferenz 900 m auf nur knapp 2 km Entfernung vom Start- zum Landeplatz) war er gerade in den Anfangszeiten des Gleitschirmfliegens einer der wenigen Berge, die bei der damals noch erheblich geringeren Gleitleistung der Schirme steil genug waren, damit man den Landeplatz auch erreichen konnte. Zudem ist der Tegelberg durch seine optimale Infrastruktur (Start- und Aufbauplatz direkt neben der Gipfelstation der Bergbahn, Landeplatz direkt am Parkplatz) einer der beliebtesten Berge für Drachenflieger, deren Ausrüstung nicht ganz so handlich ist wie unsere Gleitschirme. Nicht zuletzt macht ihn auch die Lage direkt neben den beiden Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau mit Panoramablick über eine Vielzahl von Seen zu einem Muss in jeder Fliegerkarriere.

Webcam der Ostallgäuer Gleitschirmflieger, Blick von Schwangau auf den Tegelberg
Webcam der Ostallgäuer Gleitschirmflieger e.V., Blick von Schwangau auf den Tegelberg

Die Lage bei den touristischen Hotspots macht den Tegelberg allerdings auch anstrengender als andere Flugberge: Der Parkplatz kostet Parkgebühren, an der Bahn steht man während der Tourismussaison oft länger in der Warteschlange, und speziell seit einem Unfall, bei dem sich ein Gleitschirm in den Bahnseilen verfing und der zu einer 2-tägigen Betriebsunterbrechung führte, wird neben der Landekarte eine Einweisungskarte benötigt, die zusammen mit dem Flugschein sowie dem Nachweis der obligatorischen Haftpflichtversicherung (z.B. über den DHV) zumindest stichprobenartig überprüft werden. Zudem ist der Startplatz klein, steil abfallend und wird von einer großen Zahl an Zuschauern gesäumt. Durch die trotz allem zahlreichen Flieger inklusive der örtlichen Flugschulen und Tandemunternehmen kommt es auch am Startplatz häufiger zu einer Warteschlange, was in voller Montur bei sommerlichen Temperaturen schweißtreibend sein kann.

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Startplätze

Der Startplatz ist wie gesagt recht klein: Nach Nordwest und nach Nordost ist jeweils nur Platz für einen Schirm. Legt man etwas weiter vorn aus, kann jeweils noch ein zweiter Schirm dahinter ausgelegt werden, dessen Leinen dann jedoch erst nach Start des vorn liegenden Schirmes sortiert werden können. Auspacken kann man nur bei wenig Betrieb auf einem der beiden Startplätze, die mit grünem Kunstrasen ausgelegt sind. Andernfalls bleiben nur die umliegenden Schotterflächen, auf denen leider regelmäßig unachtsame Touristen über die Leinen spazieren. Insbesondere bei Schulbetrieb sollte man sich unbedingt außerhalb der beiden Startplätze komplett fertig machen und sich dann mit eingehängtem Schirm  in die Warteschlange einreihen, um einen zügigen Startablauf zu gewährleisten.

Startplatz Tegelberg

Haupt-Windrichtung am Tegelberg ist Nord. Da die beiden Startplätze nach Nordwest und Nordost ausgerichtet sind und der Nordwind sich oft entsprechend teilt und beide von vorn anströmt, sind daher nicht selten Starts in beide Richtungen möglich. Beide Startplätze haben ihre Vor- und Nachteile:

  • Der Nordwest-Startplatz ist generell die sicherere Wahl, da sich die darunterliegenden Latschenkiefern noch relativ flach weit nach unten ziehen, was bei Fehlstarts schon so manchen vor Gröberem bewahrt hat, auch wenn es sehr viel Arbeit und Zeit kostet, den Schirm und dessen Leinen wieder aus den Latschenkiefern zu befreien. Dafür liegt dort nur oben auf dem Plateau Kunstrasen aus, während der schräg abfallende Startlauf danach mittlerweile eine Mischung aus Schotter, ein paar Grasbüscheln und provisorisch in die mit der Zeit entstandene Laufrinne gegossenem Beton ist, was es weniger sinnvoll erscheinen lässt, schon im Hang stehend zu starten, weil sich die Leinen dann leicht auf dem Untergrund verhängen können. Eine Schwierigkeit des Nordwest-Startplatzes ist, dass der Wind auf dem Plateau, das meistens im Windschatten liegt, am Schirm noch nicht ansteht. Zieht man den Schirm dann auf, steigt er daher zunächst kaum oder nur langsam. Ab einem Winkel von etwa 45 Grad, sobald er in das Fenster des schräg von unten entlang des Startlaufes hochstreichenden Windes kommt, beschleunigt er dann abrupt. Bei stärkerem Wind führt dies nicht selten zum Überschießen oder Aushebeln, da sich der Zug am Schirm so schnell oft nur schwer passend dosieren lässt. Steht der Schirm schließlich trotz dieser Schwierigkeiten startbereit im Wind, sind die Hindernisse links (Metallgitter-Drachenrampe, immerhin seitlich mit einer polsternden Schutzmatte versehen) und rechts (höher stehende Latschenkiefern mit dahinter steil abfallendem Fels) zu meiden.
  • Der Nordost-Startplatz ist seit der aufwändigen Sanierung in 2018 mustergültig auf dem Plateau mit Kunstrasen und im schräg abfallenden Startlauf mit Naturrasen mit integrierten Anti-Rutsch-Spikes versehen. Zudem wurde die Kante zwischen Plateau und Startlauf so abgerundet sowie das Plateau hier leicht abfallend modelliert, dass der Wind den oben startbereit liegenden Schirm besser anströmt und oft schon auf dem Boden ansteht. Dies vereinfacht hier Rückwärtsstarts, die über Nordost auch zu bevorzugen sind: Die Startentscheidung sollte noch an der Kante des Plateaus und nicht erst im abfallenden Startlauf erfolgen, da sich zwar auch unterhalb des Nordost-Startplatzes noch Latschenkiefern befinden, diese aber eher kurz ausfallen und danach dann in fast senkrecht abfallenden Fels übergehen. Tunlichst vermieden werden sollten Starts über Nordost, wenn die Windanzeige ganz oben auf dem Masten deutlichen Nordwestwind anzeigt! Denn nicht selten kommt der Wind dann auch am Nordost-Startplatz von vorn, man durchfliegt dann aber direkt nach dem Abheben ein hangnahes und daher besonders gefährliches Lee-Gebiet. Daher bei stärkerem Nordwestwind bitte auch bei einer Warteschlange am Nordweststart auf Starts über Nordost verzichten.

Übrigens kann bei Nordostwind auch vom Nordwest-Startplatz aus, jedoch in Richtung Nordost, gestartet werden. Allerdings ist hier erhöhte Vorsicht vor den sich dann links befindlichen Latschenkiefern am Startplatz-Eck, an denen man leicht hängen bleibt, sowie womöglich zeitgleich am regulären Nordost-Startplatz startenden Piloten geboten. Empfehlenswert ist dies daher nicht.

Da der Tegelberg auch ein sehr beliebter Startplatz für Drachenflieger ist, ist hier auf ein kollegiales Miteinander zu achten. Insbesondere darf kein Gleitschirmflieger starten, wenn in gleicher Startrichtung bereits ein Drachen startbereit steht, um Berührungen oder gar Kollisionen der Fluggeräte während des Startvorgangs auszuschließen.

Fliegen, Thermikquellen

Hat man es schließlich in die Luft geschafft, sind die ersten möglichen Thermikquellen als allererstes die Gelbe Wand direkt vor dem Startplatz und über der Bahn. Dieser Bereich ist aber tunlichst zu meiden, solange man nicht anderswo ausreichend Höhe gemacht hat, um den Startbetrieb nicht zu beeinträchtigen sowie weil von den Seilen der Bergbahn stets ein erhöhter Sicherheitsabstand von 150 Höhenmetern einzuhalten ist. Die nächste mögliche Stelle ist das kleine Gipfelkreuz östlich des Startplatzes, am Ausgang des Ostkessels (Latschenkopf). Sollte man auch dort nichts finden, probiert man es am Rohrkopf, leicht zu finden durch die sich dort in einer scharfen Kurve der Skipiste befindliche Hütte. Der Rohrkopf ist zugleich auch der Hausbart Nummer eins am Tegelberg. Sollte selbst dort nichts gehen, überquert man bei noch ausreichender Höhe die Seile der Bergbahn Richtung Königschlösser zum Westgrat, der bei Nordwest- bis Nordostwind häufig zumindest ermöglicht, dort eine Weile zu überbrücken. Hat man am Rohrkopf oder anderswo schon zu viel Höhe verloren, um die Bergbahn noch mit dem gebotenen Abstand passieren zu können, versucht man es an der Hornburg, der letzten Erhebung direkt oberhalb des Landeplatzes. Diese ist allerdings oft nicht sonderlich ergiebig, besonders, wenn man sich schon nicht mehr über deren Gipfel befindet.

Fluggebiet Tegelberg

Landeplatz

Der sehr große Landeplatz liegt dann direkt an den Parkplätzen, unterhalb des Adlerlifts. Beim normalerweise vorherrschenden Nord- bis Nordostwind fliegt man ihn mit einer Rechtsvolte aus der Position aus an. Bei sehr starkem Nordostwind sollte man auf Positionskreise verzichten, die Höhe abachtern sowie darauf achten, die Zufahrtsstraße nur geringfügig oder erst gar nicht zu überqueren, und dafür lieber weiter hinten auf der Wiese landen. Gleitschirmflieger landen oben auf Höhe der Hütte oder etwas tiefer, Drachenflieger dagegen unten am Fluß (die Pöllat). Daher beim etwaigen Starkwind-Abachtern immer den unteren Teil des Landeplatzes für die Drachenflieger frei halten! Zusammengepackt wird dann am oberen Rand des Landeplatzes, bei der Hütte. Darin befindet sich eine Landing Bar, bei der man gekühlte Getränke kaufen kann.

Landeplatz Tegelberg

Generell ist der Tegelberg ein recht geselliger Flugberg: Sowohl am kleinen Start- als auch am Landeplatz trifft man sich. H&F-Enthusiasten und Liebhaber der Einsamkeit und Ruhe werden hier vermutlich nicht so glücklich. Trotzdem verteilen sich die Flieger in der Luft auch bei weniger ergiebigen Bedingungen meistens besser als zum Beispiel am Neunerköpfle, da das eher komplizierte Drumherum viele Einsteiger und Wenigflieger – zu Recht – ein wenig abschreckt.

Flugbetriebsordnung

Die aktuelle Flugbetriebsordnung auf folgender Unterseite der Tegelbergbahn FBO Tegelberg

Wetter und zusätzliche Informationen zum Tegelberg

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Viele weitere nützliche Infos finden sich auch in unseren FAQ für Gastpiloten.